Digitale Hausaufgabenbetreuung in der Offenen Ganztagsschule

Verfolgt man die Berichterstattung über Kinderbetreuung während des Corona-Lockdowns, so ist meist von Kitas, Kindergärten oder der häuslichen Betreuung im Distanzunterricht die Rede. Dabei werden mit der Ganztagsschule und Mittagsbetreuung oft wichtige Säulen der Bildungslandschaft außer Acht gelassen. So befanden sich im Schuljahr 2019/20 alleine in Bayern fast 300.000 Schülerinnen und Schüler in einer der genannten Betreuungsformen (2020, Bayerisches Landesamt für Statistik). Aufgrund der Infektionsschutzbestimmungen können sie ihre gewohnten Betreuungsangebote derzeit nicht besuchen. Mit Ausnahme der Notbetreuung findet all dies aktuell nicht statt.

Auch an der Herzog-Albrecht-Schule können mehr als 100 Kinder und Jugendliche derzeit nicht in der gewohnten Form an der Nachmittagsbetreuung teilnehmen, und das Ziel von Ganztagsschule, nämlich Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit zu fördern, ist somit nur schwer zu erreichen. Wichtige Aufgaben der Betreuung, wie sinnvolle Freizeitgestaltung, Erleben von Gemeinschaft und nicht zuletzt die Hausaufgabenbetreuung können somit nicht erfüllt werden. In der Folge leiden vor allem Kinder, die in besonderem Maße auf derartige Unterstützungsangebote angewiesen sind. „Das war schon während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 sehr schnell festzustellen“, sagt Markus Ammer, Leiter der Ganztagsbetreuung von Kai e.V.. Der Verlust gewohnter Strukturen wirkte wie ein Katalysator auf schulische Leistungsdefizite, psychische oder soziale Schwierigkeiten.

Um trotzdem für die Kinder da zu sein, hatte die Siegenburger Ganztagesbetreuung bereits damals erste Versuche einer digitalen Hausaufgabenhilfe unternommen. Die Aufgabe war immens. In kürzester Zeit mussten technische Voraussetzungen geschaffen, Mitarbeitende geschult, Eltern informiert und bei der technischen Umsetzung begleitet werden. Eine für alle Beteiligte neue und herausfordernde Situation. Aber es wurde schnell klar wie hoch der Bedarf ist.

Mittlerweile ist die gesamte Schulfamilie in Siegenburg gut auf den erneuten Distanzunterricht vorbereitet. Das eigens entwickelte Schüler-Eltern-Portal (SEPo) ermöglicht unkomplizierten Videounterricht und den Austausch von Dateien (die MZ berichtete) und alle Beteiligten sind mit der Plattform vertraut. Das Besondere: Auch das Personal von Kai e.V., Träger der Ganztagesbetreuung, ist in das Portal mit eingebunden. So hat jede der zehn Betreuungskräfte ihren eigenen Video-Chat-Raum. Zu vorher vereinbarten Zeiten können die Kai-Kinder den entsprechenden Raum „betreten“. Zusammen mit ihrer gewohnten Betreuerin erhalten Sie so auch aus der Ferne Unterstützung bei den Hausaufgaben. Mehr als sonst ist manchmal aber auch einfach nur ein offenes Ohr für die Belange der Kinder in diesen vor allem für sie schwierigen Zeiten notwendig. Hier kann die Betreuungskraft ein wichtiges Bindeglied zwischen den Anforderungen durch den Unterricht und den Herausforderungen des familiären Alltags in der Familie sein.

Bei Leon aus der fünften Klasse der Herzog-Abrecht-Schule läuft es vergleichsweise gut mit dem Homeschooling. Dennoch ist er froh über das Angebot der digitalen Hausaufgabenhilfe: „Mama muss von zuhause aus arbeiten und sie kann mir nicht immer gleich helfen. Da ist es gut, wenn ich einfach meine Betreuerin fragen kann“.

Text und Foto: Markus Ammer